Es
ist erlaubt, das Leben zu genießen. Es ist erlaubt, für sich zu sorgen. Es ist
erlaubt, an sein persönliches Wohlergehen zu denken und danach zu handeln. Es
ist erlaubt, sich verführen zu lassen.
Es
ist grundsätzlich erlaubt. Da muss man auch erst einmal drauf kommen. Das kann
einem keiner sagen. Noch nicht einmal man selber. Das ist vollkommen unmöglich.
Darauf
kann man nur kommen. Plötzlich und unerwartet. Erleben und verführt von den
Möglichkeiten, die sich bieten. Ja, es ist mehr Verführung als Erlaubnis und es
ist schön, dieser Verführung zu folgen und zu sehen, wohin sie einen mitnimmt.
So ganz unerwartet, zwischen zwei Zügen, zwischen den Zeiten, Räumen und den vertrauten
Gleisen, die sich unentwegt, vertraut und in die gleiche Richtung vorformulieren.
Es
war, als hätte mich das Lachen meiner Freundin begleitet und sich in den
Attraktionen des schönen Lebens fortgesetzt: ein Café am See, ein großzügiger
Sitzplatz im Sessel an der Seepromenade, eine Schiffahrt und auch das Lachen in
den Gesichtern jener Menschen, die mich unverwandt angesehen haben.
Das waren einige. Es waren Fremde, aber sie haben gelacht. Ich habe mein Gesicht nicht gesehen, nur das Gesicht der Fremden, die mich angelacht haben. So als wüssten sie, so als würden sie verstehen, so als hätten wir etwas gemeinsam. Ich weiß nicht, warum sie gelacht haben, aber sie haben gelacht. Das tun sie sonst nie. Oder ich sehe es sonst nicht.
Auf der Insel ist mir das Lachen entgegengekommen und das Dolce sinnloser und zielloser Vergnügungen. Hier ist nichts zu wollen und nichts zu erreichen nichts zu tun und nichts zu kaufen. Hier kann ich nur Dasein.
Das waren einige. Es waren Fremde, aber sie haben gelacht. Ich habe mein Gesicht nicht gesehen, nur das Gesicht der Fremden, die mich angelacht haben. So als wüssten sie, so als würden sie verstehen, so als hätten wir etwas gemeinsam. Ich weiß nicht, warum sie gelacht haben, aber sie haben gelacht. Das tun sie sonst nie. Oder ich sehe es sonst nicht.
Auf der Insel ist mir das Lachen entgegengekommen und das Dolce sinnloser und zielloser Vergnügungen. Hier ist nichts zu wollen und nichts zu erreichen nichts zu tun und nichts zu kaufen. Hier kann ich nur Dasein.
Ich
habe einen Milchkaffee getrunken. Habe Menschen beobachtet, die vorbeispaziert
sind. Jeder in seiner Art und in seinem Traum. Habe auf den See geschaut, auf
den prächtigen Leuchtturm im Hafen, der mit Feierlichkeit aus einer anderen
Zeit erzählt und auf die glitzernde Wasseroberfläche. Habe alles angeschaut, mich
darin umgesehen und verweilt.
Im
Hintergrund lief eine Südamerikanische Musik, die Leichtigkeit und Wärme in
jeder Hinsicht vermittelte. Die Bedienung war sehr freundlich und die stuckbesetzte,
helle Decke des Cafés sehr hoch. Sie vermittelte ein Lebensgefühl von ganz
woanders. Das Lebensgefühl eines Raums, in dem man das Leben genießt. Raum in
dem das Leben den Flair eines vorüberziehenden, windgehauchten Seidenschals hat
und eine unendliche Gegenwart aus einer Vielzahl immerfort wechselnder
Eindrücke.
Spatzen lauern und landen auf Tischen und Stühlen. Ein glatzköpfiger Typ schlägt nach ihnen, ein anderer lockt sie und ist entzückt von ihren Bewegungen. Wolken kommen und gehen. Kinderwägen werden die Promenade entlang geschoben, Paare halten sich an den Händen. Familien mit rosa rennenden Töchterchen organisieren sich. Ein Rollstuhl wird vorbeigeschoben, ein Gehwagen, ein Stock. Im Hafenbecken treibt ein großes Stück Treibholz.
Spatzen lauern und landen auf Tischen und Stühlen. Ein glatzköpfiger Typ schlägt nach ihnen, ein anderer lockt sie und ist entzückt von ihren Bewegungen. Wolken kommen und gehen. Kinderwägen werden die Promenade entlang geschoben, Paare halten sich an den Händen. Familien mit rosa rennenden Töchterchen organisieren sich. Ein Rollstuhl wird vorbeigeschoben, ein Gehwagen, ein Stock. Im Hafenbecken treibt ein großes Stück Treibholz.
Eine
Frau führt ihren Hund spazieren. Bei jedem Schritt fällt ihr langer Zopf zurück
auf ihr Gesäß. Ein grünes und minibehostes Gesäß, ein schwarz gefärbter,
geflochtener Zopf, ein grünes Band in den Haaren, schwarze Strumpfhosen, grüne
Schuhe und ein brauner, großer Hund. Was für eine seltsame Erotik, die jedesmal
wenn sie einen Schritt tut, erneut in Gang gesetzt wird. Es ist, als würde der
Zopf ihr den Hintern versohlen, mit jedem Schritt und es ist, als würde sie das
genießen und die Blicke, die sich auf ihr Hinterteil richten, während sie eine
Sonnenbrille trägt, möglichst unbewegt in eine unnahbare Ferne schaut und irgendwie
unentdeckt ein Eis leckt.
Ich
kann es nicht machen. Doch der Verführung der unbekannten Insel folge ich
gerne. Erst mit zögerlichen Schritten und der Sicherheit, das ich jederzeit
umkehren kann, zurück in den sicheren Bahnhof, bis ich so weit entfernt bin,
das der Weg nur über weitere Zufälle wieder zurückführen wird. Eine
Unterbrechung des Gewohnten, die mir mehr als nur zu denken gibt. Sie gibt mir
Raum und Weile zu leben.
Meine
Gebete richten sich auf Ziele. Sie blicken nicht zurück. Sie schauen nach
vorne. Sie formulieren das Wünschenswerte und sie erkennen an, was bereits da
ist. Eine geänderte Ausrichtung. So wie eine Kompassnadel, die genordet wurde,
nachdem sie auf der Suche nach Norden tief in den Süden geirrt ist. Geradewegs
im Gegenteil herumzitterte.
Nur
wer aus dem Leben schöpft, aus dem Vollen, es genießt, sich daran erfreut, sich
darin badet, hingibt und es genießt, kann sich aus der Erschöpfung befreien,
aus dem Ausgeschöpft sein.
Blitzartig
rennen Arbeitsbefehle herbei und vorüber. Sie passieren Revue. Du müsstest...
du solltest... du wolltest doch. Wie aufgehetzte, verwirrte Nummerngirls einer
zerstörerischen Show, die versuchen, sich an ihren Plan zu halten.
Und
immer war es mir schleierhaft, wie die Leute es machen, das sie ihr Dasein
genießen und ihr Dasein an erster Stelle sehen, ihr bloßes Dasein, ohne
Verpflichtung und Arbeitslager, ohne den Wahlspruch "Arbeit macht
frei". Nur das frei sein ist frei. Arbeit als Entschuldigung und
Daseinserlaubnis, als Daseinsberechtigung.
Das
läuft so vorbei und fällt auf, während ein Windhauch es nimmt und vorüberweht
wie einen wehenden, sinn- und herrenlosen Fetzen. Ich lasse es laufen und sehe
es vorüberziehen. Bin nicht daran beteiligt.
Denn
ich sitze hier, freue mich über die Sonne, die nicht weit, hinter den Wolken
ihre Wärme erahnen lässt. Ich sitze hier, beobachte und träume und tue nichts.
Ein
alter Herr steht im Türrahmen. Ich fühle mich, als wäre ich in Kuba. Er schaut
aus dem Café heraus. Erwartet Geschäfte und lebt zugleich. Es wird auf ihn
zukommen. Er ist gelassen. In seinen Augen funkelt es. Seine Schuhe sind
geputzt. Er ist Chef. Schaut niemanden direkt an. Er ist Kuba und träumt von
Frauen, genießt sie wie schöne Blumen. Das Café ist Kuba.
In
meiner Tasse ist ein Herz aus Milch und Café gemalt. Dichtester zarter Schaum,
der sich in der Tasse hält, meinen Lippen und meiner Zunge schmeichelt. Der
Herr ist Kuba und auch die Musik im Hintergrund.
Kuba
am Bodensee und der Kapitän lädt ein, auf sein Schiff zu kommen, zu einer
Rundfahrt ohne Ziel, aber dafür mit einer Wiederkehr in 60 Minuten. Was für ein
Versprechen?
Mir
verdreht es den Kopf und ich blicke in eine andere Richtung und vielleicht ist
das das Wunder, das der Blick nach Kuba sichtbar macht.