Ich
denke darüber nach und es kommt mir der Gedanke, es müsste doch möglich sein,
selber zu leben. Dieser Gedanke kommt mir an diesem Pfingstmontagmorgen. Es
müsste doch möglich sein, selber zu leben.
Den
dienstbaren Großrechner abzuschalten und selber zu leben. Irgendwie mit dem zu
leben, was eben gerade da ist. Mein Körper, mein Gehirn, meine Hände, Bauch,
Kopf, Hals, Sinne und Füße. Vielleicht sogar alles zusammen?
Ich
denke auch daran, raus zu gehen. Aus dem Zimmer, aus dem Haus, in die Natur. An
Orte, wo die Erde nicht zugepflastert ist. An Orte, wo ein Baum wächst, Steine
liegen, Sand oder Wiese.
Ich
habe geschlafen über Nacht und ich wurde wieder wach. In der Nacht war es
dunkel und nun ist es wieder hell. Die Vögel haben es bemerkt und sie
zwitschern. Auch die Vögel leben selber. Sie halten sich selber auf und
verhalten sich zu dem Ort, an dem sie sind.
Amseln
sitzen auf dem Dachfirst und singen ihre Lieder und sie tun es selber. Niemand
hat es ihnen gesagt, dass sie das tun sollten. Sie tun es selber und fragen niemanden um Erlaubnis.
Es
könnte so sein, wie die Menschen, die ich gestern in einem Film gesehen habe. Zumindest
glaube ich sehen zu können, wie es aussieht, wenn Menschen selber leben.
Menschen, die als
Nomaden mit ihren Tieren in der Landschaft leben, in einer Landschaft, die
außer grünen Weiden im Sommer und Sandwüste und steinernen Altären nichts zu
bieten hat, als endlos grüne Weite. "Weit und breit keine Werbung", kam mir unwillkürlich als Gedanke.
Das
sind Menschen, die leben selber: Sie singen, reiten, gehen auf die Jagd, bauen
ihr Haus in der Steppe auf, sie lachen, erzählen Geschichten vom Anbeginn und
wundern sich über das, was sie sehen.
Was
auch immer sie tun: Sie tun es selber und sie verständigen sich mit dem Ort, an
dem sie leben, so wie sie sich gastfreundlich gegenüber den Fremden verhalten
und diesen das Beste anbieten, was sie zu bieten haben.
Sie leben selber, in der Pracht
und Schönheit ihrer Kleidung, in ihrer Haltung gegenüber allem und allen. Sie
leben selber.