Freitag, 2. März 2012

Meine Wahrheit

Heute Nacht hatte ich einen Traum. Es ging um Liebe und um Gedanken über die Liebe und um berühmte Liebesgeschichten. Es ging um Geschichten irgendwo zwischen Don Juan und Don Quichotte. 

Ein Freund fiel mir ein, der Liebeskummer erfahren hat. So sehr, dass ich mich fürchte. Totalen Schiffsbruch. Vom Meer ausgespien, sehe ich ihn, am Ufer liegend, mit den Füßen in jenem Wasser steckend, aus dem er sich aufrichten wird. 

Früher oder später und dann weitergehen im Sand und dann auf der Wiese und dann durch den Wald. Immer weiter. 

Und er wird gehen. Aber er wird gehen. Noch liegt er da. 

Aber im Traum hat er sich bereits gerührt und eine Rezension zu einer Erklärung über die Liebe geschrieben. Großartig fand er die Texte die er fand. Einfach großartig.

Ich las seine Reflexionen über die Reflexionen der anderen, las deren Namen, die er an- und aussprach. Las in schwarzen Lettern über einem Landschaftshintergrund. Las schwarze Lettern auf einem roten Plakathintergrund. 

Siehst Du. Siehst Du, habe ich mir gedacht. Es geht also doch. Sie haben über die Liebe geschrieben. Wissend. Sachlich. Gerecht. Und er fand es großartig, dieses Schreiben über die Liebesbeziehungen anderer. Diese Analyse. Dieser Scharfsinn und das kam von ganz jungen Leuten, die das messerscharf verstanden und in ihren Texten abgebildet hatten. 

Und ich war ganz stolz, den Schiffbrüchigen und diese Texte zusammengebracht zu haben und ihn damit zum Schreiben bewegt zu haben. Er fand Hoffnung in diesen Texten. Er fand seine Sprache wieder, seine Stimme. Ganz der Alte, so bewertete er diese Texte und fand sie großartig. 

Und während all das stattfand und gleichzeitig und plötzlich erstand in mir plötzlich ein Bild. Ich sah eine blaugraue verschlossene Holzhütte. Sie stand auf einer Wiese. Sie stand da, wie in einem Heimatfilm, nur sehr viel sauberer und exakter zugeschnitten.

Kein Brett stand über. Ein blaugraues Häuschen auf einer Wiese, vor einem von Tannenwipfeln gezackten Abendhimmel, im Zwielicht des Abends, des vergehenden Tages.

Es stand in der Mitte eines vollkommen unbewegten Bildes. Das Häuschen hatte keine Fenster und keine Balkone, keine Türen, keinen Schornstein. Dennoch hatte dieses Häuschen den Charme von Heimat.

Hermetische Heimat: Auf Augenhöhe, dort wo ein Eingang hätte sein können, eine Öffnung, ein Ausgang, ein Fenster, war ein blaugrau gefärbtes Brett an der Außenwand befestigt. Auf diesem Brett stand mit schwarzer Schrift 

L I E B E 

geschrieben.