Sonntag, 24. Februar 2013

Düfte


Ich habe gestern meine Freundin getroffen und bin mit ihr - auf der Suche nach einem neuen Duft, einem Parfum, in die Stadt gefahren.

Wir waren in verschiedenen Parfümerien und gelangten schließlich in ein Dufthaus, mit Parfums aus dem Orient. Sie verbanden sich mit Namen wie aus 1001 Nacht und nicht mit denen von Modeschöpfern. In den Düften verwendet finden sich natürliche Inhaltsstoffe.

Es war sehr interessant, schön und irgendwie zum Reinkriechen, dieses Ausprobieren von Düften... 

Ach, ja, es war sinnlich – nicht zum Nachdenken, nix Intellektuelles, keine Diskussion über den Sinn oder Unsinn des (wie auch immer geführten) Lebens, sondern einfach sinnlich. 

Um das zu begreifen, hab ich länger darüber nachdenken müssen, was es denn nun eigentlich war und warum es nicht so war wie sonst, wenn man sich unterhält und eine Meinung hat und alles mögliche ausdrückt, was einem an Text so gedruckt durch den Hirnhimmel zieht.

Es war interessant, zu erschnüffeln, was von einem Geruch auf der Haut einer Person übrig bleibt. Das macht einen Menschen zur Person. Und es ist bei niemandem gleich.

An mir wird jeder Geruch süßlicher, Frauendüfte unerträglich und ein Herrenduft zum Damenduft. Oder es passiert, das sämtliche Geruchsbestandteile verschwinden und nur ein Hauch von Sandelholz übrig bleibt. 

So geschah es mit einem Geruch, der „Chambre noire“ heißt und der so vielfältig zusammengesetzt ist, dass ich zur Verkäuferin aus Spaß sagte, sie solle mir lieber sagen, welcher Stoff in dem Parfum nicht drin sei.

Ihre Aufzählung ließ nichts aus, von Veilchen bis Moschus, Leder, Sandelholz, Amber, Zitrus und so weiter. Nur Rose kam in der Aufzählung nicht vor. Alles Mögliche mischte sich zu einem dichten, reichhaltigen auch geheimnisvollen Geruch, von dem an mir erst mal nichts übrig blieb, als ein Hauch von warmem Sandelholz.

Anderes roch zunächst nach Zeder und Zitrus und übrig blieb auf der Haut enttäuschender Weise nur der Geruch von einem Hauch seifiger Seife. 

Wir haben uns schließlich und vorläufig für das Eau de Toilette doch nach dem Namen eines Modeschöpfers entschieden, das für 20 Euro zu haben war und das ich schon am Vortag ausprobiert hatte und noch am nächsten Morgen beim Nachschnüffeln ganz gut fand.

Für die Auswahl anderer Gerüche wird es einfach länger brauchen. Glorious, Diabolique und Femme de bois.... Gerüche, die einen länger begleiten, abgefüllt in hinreissende Flaschen und es ergaben sich Gespräche mit Parfümverkäuferinnen, die mitunter ziemlich raffiniert waren.

Ein bisschen war ich an die Magie erinnert, die das Buch "Das Parfum" von Patrick Süskind in mir ausgelöst hatte.

Heute morgen habe ich wieder nachgeschnüffelt. In meinen Armbeugen und an den Handgelenken. Ich wollte riechen, wie sich die Düfte meinem Körper, meiner Haut, meinem Inneren über Nacht anverwandelt haben und es ist verblüffend: 

Diese Düfte werden immer besser... Sie werden zu etwas Persönlichem. Sie verwandeln sich an und  und scheinen nun aus mir selbst herauszukommen. Sie mischen sich mit mir und setzen diesem eine Veredelung hinzu. Duftpartikel mit eigenwilligen Noten mischen sich in den Atem meiner Haut, in ihre Ausdrünstungen, aus Wärme, Feuchtigkeit und Hormonen.

Der Atem meiner Haut wird zu einem angereicherten, sinnlichen Erlebnis.

Heute ist der Geruch von Sandelholz etwas zurückgetreten und andere Bestandteile von "Chambre noire" wieder mehr in den Vordergrund getreten, mischen sich nun mit dem Sandelholzgeruch, der nichtsdestotrotz die Basis für andere Geruchsbestandteile geblieben ist. 

Es ist ein sehr warmer, angenehmer und feiner Geruch. Weder süß noch herb und haftet mir nun irgendwie als etwas Natürliches an, weht an mir vorbei, während ich an mir vorüber gehe.