Sonntag, 5. Mai 2013

Puppenspieler


Puppenspieler mit Saxophon spielendem, tanzenden Känguru

Nicht vergessen: Die Begegnung mit dem Puppenspieler, der vis à vis des Opernhauses seine Puppe zusammenbaut, ihr mit einem Babyfeuchttuch das Gesicht abwischt, als wäre es ein echtes Kind, ihr Beine und Arme aus Plastik ansetzt, die Kleidung über die Schnittstellen zum Körper zieht, sich selber anschließend eine halb gelbe, halb rote Lockenperücke aufsetzt und nach Bewältigung der Schwierigkeiten mit der Technik eines CD-Abspielgerätes, die Saxophon spielende Kängurupuppe, nachdem er ihr das Mundstück eines kleinen Saxophons in den gummiweichen, kaum Widerstand leistenden Mund gedrückt hat, an Fäden tanzen lässt, Fäden, in die er sich mehr und mehr hineingibt. 

Die Puppe: ein tanzendes, halb hüpfendes, dem Rhythmus der Musik so ungefähr hinterher hüpfendes, Saxophon spielendes Känguru im gepunkteten Kinderkleid, das seinen Kopf mehr und mehr in die abgespielte Musik hinein lehnt.

Die Geschichte ist die von der Verwandlung des Puppenspielers in eine tanzende, Saxophon spielende Kängurupuppe im pink gepunkteten Kinderkleid, die er selbst zuvor aus einem großen schwarzen Koffer herausgezogen hatte. Seine allmähliche Verwandlung wird mehr und mehr sichtbar. 

„Unser Puppenspieler“ sagt S. jetzt, wenn sie von ihm spricht. Er ließ die Puppe vis à vis von der Staatsoper zu unglaublich banaler Musik mit einem Saxophon tanzen. Die Musik stand im Kontrast zur Magie der Verwandlung.

Schließlich erschien eine Beamtin in Zivil und verwies den Puppenspieler von rechts wegen des Platzes.