Montag, 20. Mai 2013

Selber leben


Ich denke darüber nach und es kommt mir der Gedanke, es müsste doch möglich sein, selber zu leben. Dieser Gedanke kommt mir an diesem Pfingstmontagmorgen. Es müsste doch möglich sein, selber zu leben.

Den dienstbaren Großrechner abzuschalten und selber zu leben. Irgendwie mit dem zu leben, was eben gerade da ist. Mein Körper, mein Gehirn, meine Hände, Bauch, Kopf, Hals, Sinne und Füße. Vielleicht sogar alles zusammen?

Ich denke auch daran, raus zu gehen. Aus dem Zimmer, aus dem Haus, in die Natur. An Orte, wo die Erde nicht zugepflastert ist. An Orte, wo ein Baum wächst, Steine liegen, Sand oder Wiese. 

Ich habe geschlafen über Nacht und ich wurde wieder wach. In der Nacht war es dunkel und nun ist es wieder hell. Die Vögel haben es bemerkt und sie zwitschern. Auch die Vögel leben selber. Sie halten sich selber auf und verhalten sich zu dem Ort, an dem sie sind.

Amseln sitzen auf dem Dachfirst und singen ihre Lieder und sie tun es selber. Niemand hat es ihnen gesagt, dass sie das tun sollten. Sie tun es selber und fragen niemanden um Erlaubnis.

Es könnte so sein, wie die Menschen, die ich gestern in einem Film gesehen habe. Zumindest glaube ich sehen zu können, wie es aussieht, wenn Menschen selber leben.

Menschen, die als Nomaden mit ihren Tieren in der Landschaft leben, in einer Landschaft, die außer grünen Weiden im Sommer und Sandwüste und steinernen Altären nichts zu bieten hat, als endlos grüne Weite. "Weit und breit keine Werbung", kam mir unwillkürlich als Gedanke.

Das sind Menschen, die leben selber: Sie singen, reiten, gehen auf die Jagd, bauen ihr Haus in der Steppe auf, sie lachen, erzählen Geschichten vom Anbeginn und wundern sich über das, was sie sehen.


Was auch immer sie tun: Sie tun es selber und sie verständigen sich mit dem Ort, an dem sie leben, so wie sie sich gastfreundlich gegenüber den Fremden verhalten und diesen das Beste anbieten, was sie zu bieten haben. 

Sie leben selber, in der Pracht und Schönheit ihrer Kleidung, in ihrer Haltung gegenüber allem und allen. Sie leben selber.